Ethikkodex

  • Als schamanisch Praktizierende achte und respektiere ich alles Leben.
  • Ich versuche, nach bestem Wissen und Gewissen, im Einklang mit der Natur zu leben und schonend mit den Ressourcen von Mutter Erde umzugehen.
  • Ich füge keinem Lebewesen Leid zu und helfe dort, wo meine Hilfe gebraucht wird.
  • Ich trete aktiv für den Schutz der Umwelt und die Wahrung der Menschenrechte ein.
  • Ich gehe achtsam mit meinen Mitmenschen um und begegne jedem Menschen vorurteilsfrei, ganz gleich welcher ethnischen Gruppe oder welcher Religion sie/er angehört oder welche Hautfarbe oder sexuelle Orientierung sie/er hat.
  • Ich arbeite schamanisch nur mit Auftrag und immer in guter, hilfreicher Absicht, niemals zu meinem eigenen Vorteil.
  • Ich achte die Grenzen meiner Klientinnen und Klienten und sorge für einen sicheren geschützten Rahmen.
  • Ich weiß um meine eigenen Schwächen und achte niemanden gering.

 

 

Einige kritische Bemerkungen zum Umgang mit schamanischen Traditionen

 

Ein wesentlicher Aspekt ist der Respekt vor den indigenen Völkern, die die schamanischen Traditionen auch heute noch leben. In den letzten Jahren ist es zu einem regelrechten Boom des Schamanismus in der westlichen, industrialisierten Welt gekommen. Und so wertvoll und wichtig es auch ist, dass sich westliche Menschen mit den schamanischen Praktiken und der dahinter liegenden Weltanschauung auseinandersetzen, so gefährlich ist es, dass dieses Interesse zu einer spirituellen Ausbeutung der indigenen Bevölkerung führt. Durch das erstarkte Interesse am Schamanismus ist ein Markt dafür entstanden und wo die Prinzipien des freien Marktes herrschen, kommen Menschen leider sehr oft unter die kommerziellen Räder oder werden zu willfährigen Dienern des Systems.

So darf in der gängigen Biographie einer europäischen „Schamanin“/eines „Schamanen“ der indigene Schamane nicht fehlen, der sie/ihn initiiert hat. Wohlklingende, exotische Namen diverser Schamanen sollen die eigene Kompetenz legitimieren und zumindest ein besuchtes indigenes Volk muss namentlich angeführt sein, um als schamanisch erfahren und authorisiert zu gelten. Ayahuasca-Zeremonien im Dschungel werden angeboten und in dreiwöchigen Schellsiedekursen SchamanInnen initiiert. So wichtig und lehrreich auch eine Begegnung mit schamanischen Kulturen in Südamerika, Nordamerika, Afrika - oder wo auch immer - sein mag, ist hier der Grat zwischen kommerziellem Esoterik-Tourismus und wahrhafter Begegnung sehr schmal.

Ich stehe dieser „Tradition“ schamanischer Einweihungen sehr kritisch gegenüber.

Ein wesentliches Merkmal angesehener Schamaninnen und Schamanen aller indigener Völker ist, dass sie sich auch für das Gemeinwohl ihres Volkes, oft auch für das Wohl der gesamten Menschheit einsetzen. Sich selbst bezeichnen die meisten in ihren Kulturen hoch respektierten Schamaninnen und Schamanen selten als solche, sondern werden von ihrer Gemeinschaft so bezeichnet, was die hohe Wertschätzung, die ihnen entgegengebracht wird, zum Ausdruck bringt.

Ich denke, wir können viel vom Umgang der indigenen Völker – soweit wir es ihnen noch ermöglichen, authentisch zu leben – mit ihrer natürlichen Umwelt und spirituellen Welten lernen. Dies aber eins zu eins in unsere Lebenswelt umzusetzen, scheint mir unmöglich. Wir können nicht die Rituale und Zeremonien, den Umgang mit bestimmten Heilpflanzen oder psychoaktiven Substanzen einfach kopieren.

Unsere eigene schamanische Tradition ist leider verschüttet und durch die fehlende schriftliche Überlieferung nur mehr schwer rekonstruierbar. Sie wurde nicht selten vom Christentum überlagert, wobei besonders im regionalen, lebendigen Brauchtum noch die Wurzeln unserer eigenen schamanischen Tradition zu finden sind. Diesen Wurzeln gilt es nachzuspüren. Wir müssen eintauchen in die magische Welt um uns herum, unsere heimischen Kräuter und Heilpflanzen verstehen lernen und uns mit unserer Landschaft und all dem Leben darin auseinandersetzen. Andere Kulturen können befruchtend wirken, uns anregen zur Erforschung unserer eigenen schamanischen Tradition. Ein gegenseitiges Lernen voneinander und der achtsame Austausch von (Lebens-)Erfahrungen sind das Ziel, ein gemeinsames Feiern allen Lebens und das Wissen, dass uns Menschen weltweit viel mehr verbindet als trennt.